Ich bin kein Roboter – aber ich muss es ständig beweisen
Neulich fragte mich mein Computer, ob ich ein Mensch sei.
Also nicht direkt. Er hielt mir kein freundliches Interview oder ein philosophisches Zwiegespräch à la: „Wie fühlt sich das an, Mensch zu sein?“
Nein – er zeigte mir ein verpixeltes Foto mit neun verschwommenen Kästchen und befahl:
„Wählen Sie alle Bilder mit Ampeln.“
Ich habe dann sehr lange überlegt.
War das da hinten rechts wirklich noch eine Ampel oder schon ein Laternenmast mit modischem Rotstich? Und was ist mit dem Ding da unten links? Es könnte eine Ampel sein – aber genauso gut ein sehr hoher Staubsauger mit Lichtsignalanlage. Ich klickte trotzdem.
Fehler.
„Bitte versuchen Sie es erneut.“
Und dann, als ob mein Seelenzustand nicht eh schon ein Butterbrot aus Zweifeln und Technikversagen gewesen wäre, kam der nächste Angriff:
„Wählen Sie alle Bilder mit Zebrastreifen.“
Ich wähle im echten Leben schon ungern Kleidung mit Zebrastreifen, jetzt also auch noch Straßendekor. Ich klickte, murmelte vor mich hin, wurde wütend. Als es dann hieß: „Sie sind kein Roboter“, war ich erleichtert – aber auch erschöpft. Es fühlte sich nicht wie ein Sieg an. Eher wie eine knappe Flucht vor dem digitalen Scharfrichter.
Später googelte ich aus Trotz: Wie erkenne ich, ob ich ein Roboter bin?
Die Antwort lautete sinngemäß: „Wenn Sie sich diese Frage stellen, sind Sie vermutlich keiner.“
Und ich dachte: Das hätte mir Google auch gleich sagen können. Ohne Ampeln.